Von Henrike Hein, 28. Januar 2023

Was sind ETFs und sind sie wirklich nachhaltig?

Viele schwören auf ETFs und hoffen, mit diesen ihr Geld auch nachhaltig anlegen zu können. ETFs werben mit verheißungsvollen Anhängseln wie „ESG Screened“ („ESG-geprüft“). Aber ist auch drin was drauf steht?

ETFs (engl. Abkürzung für Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds, die bestimmte Indizes, wie den Deutschen Aktienindex (DAX) oder den Dow Jones passiv nachbilden. Ändert sich der Index, ändert sich auch automatisch die Zusammensetzung des Fonds, ohne dass bspw. ein Fondsmanager irgendetwas tun muss. Durch den Automatismus sind ETFs bezüglich ihrer Jahresgebühr deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Inzwischen gibt es viele ETFs, die sich zudem auf bestimmte Themen wie auch z. B. Nachhaltigkeit spezialisieren.

Die günstigen Fonds ohne aktives Management haben aber leider auch Nachteile.

Es gibt folgendes zu beachten:

  • Greenwashing: Jeder zweite nachhaltige Fond investiert in Öl, Kohle und Luftfahrt. Das Handelsblatt hat zusammen mit den niederländischen Netzwerken Follow the Money und Investico sowie acht europäischen Medienhäusern mehr als 800 als grün etikettierte Fonds ausgewertet. Dieses Projekt namens „Great Green Investment Investigation“ hat dabei auch 547 in Deutschland handelbare Fonds betrachtet. Ans Licht kam, dass Geld nicht nur in besonders nachhaltige Unternehmen floss, sondern bspw. auch in Lufthansa, RWE und in Rural, einen Aluminium- und Kohleproduzenten aus Russland.
  • Keine Mitbestimmung: Durch den Besitz von Aktien erhalten Anleger:innen das Recht, an der Hauptversammlung des Unternehmens teilzunehmen und ihre Stimme abzugeben. Bei der Investition in ETFs erhält dieses Recht der Herausgeber, was Major Player auf dem Finanzmarkt wie bspw. Black Rock immer einflussreicher macht und somit der Demokratisierung des Aktienmarkts entgegensteht.
  • Nicht individualisierbar: Wer eigene Werte und Ansprüche in der Geldanlage widerspiegeln möchte oder bereits vorhandene Anlagen mit in das persönliche Portfolio einberechnen will, kann das mit vordefinierten ETFs nur begrenzt.

Wie kann es sein, dass als nachhaltig gehandelte ETFs dennoch nicht nachhaltig sind?

Schuld daran ist das sogenannte Best-in-Class-Prinzip, nach dem Unternehmen ausgewählt werden, die in ihrer Branche als am nachhaltigsten gelten. Branchen werden dabei jedoch nicht kategorisch ausgeschlossen. So befinden sich bspw. in einem „Low Carbon“-ETF Unternehmen wie Amazon, Nestlé oder Facebook. Diese Dienstleistungs- bzw. Tech-Firmen haben zwar einen geringeren CO2-Ausstoß als ihre Konkurrenten derselben Branche, entsprechen aber vermutlich nicht den Nachhaltigkeitsansprüchen der meisten Anleger:innen. Der Dow Jones Sustainability Index und einige weitere Nachhaltigkeitsfonds investieren bspw. in BP, die mit ihrer explodierten Ölplattform Deepwater Horizon eine riesige Umweltkatastrophe ausgelöst haben. Nur weil ein ETF mit einem vielversprechenden grünen Namen wirbt, heißt das also noch lange nicht, dass in nachhaltig operierende Unternehmen investiert wird oder diese ein grünes Geschäftsmodell haben.

Wenn du prüfen willst, ob deine ETFs wirklich nachhaltig sind, empfehlen wir die Seite Faire-Fonds. Auch wir nutzen die Seite der NGOs Facing Finance und Urgewald als Datenquelle für unsere nachhaltigen Geldanlagen.

Du möchtest mehr über die Risiken und Chancen von Aktien erfahren, dann hilft dir der Blog post „Sind Investitionen in Aktien sicher?“ weiter.

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