Von Jennifer Rasch, 29. März 2022
Durch den Klimawandel, die Corona-Pandemie und eine neue Generation umweltbewusster Gutverdiener*innen wächst bei Privatanlegern das Bewusstsein für die gesellschaftlichen und ökologischen Effekte von Geldanlagen.
Aufgrund dessen werden nachhaltige Geldanlagen in Deutschland immer beliebter: In den Jahren 2019 und 2020 haben sich die Investitionen in nachhaltige Fonds und Mandate von Privatanlegern jeweils verdoppelt, siehe Abbildung.
Entsprechend der großen Nachfrage gibt es immer mehr Anbieter, die nachhaltige ETFs oder Fonds verkaufen. Die Untersuchung einer Fonds-Datenbank der Finanzmarkt-NGO Finanzwende, die sich als Gegengewicht zur Finanzlobby versteht, bringt jedoch ernüchternde Ergebnisse: Ein Großteil der 314 vermeintlich grünen Fonds investiert kaum anders als konventionelle Fonds. Laut der Studie werden weder besonders problematische Unternehmen noch schädliche Sektoren ausgeschlossen: Über 70% der „nachhaltigen“ Investitionen liegen in fossilen Energien, wie etwa Kohle. Weiterhin ist kein Schwerpunkt auf zukunftsträchtigen (sprich echt nachhaltigen) Investments zu erkennen.
Das Problem liegt hierbei vor allem in der fehlenden Begriffsdefinition: ESG steht für Environmental, Social und Governance – also für Umwelt, Soziales und (verantwortliche) Unternehmensführung. Sogenannte „ESG“ Fonds werten solche Faktoren aus, wenn sie in besonders nachhaltige Unternehmen investieren wollen.
„Wie sie das aber genau machen und wie streng sie dabei sind, ist ihnen selbst überlassen“, sagt Magdalena Senn, Finanzmarktexpertin bei Finanzwende Recherche. Sogenannte nachhaltige ETFs basieren häufig auf dem sogenannten Best in Class Prinzip, d.h. sie investieren in Unternehmen, die sich in ihrer eigentlich umstrittenen Branche um Besserung bemühen. Dieser Ansatz ist jedoch aufgrund seiner relativ laschen Maßstäbe bezüglich Nachhaltigkeit sehr umstritten. Beispielsweise kann nach dieser Argumentation ein Ölkonzern in einen grünen Fonds aufgenommen werden, wenn er als der fortschrittlichste der Ölkonzerne gilt. Ein weiteres Problem ist, dass die ESG Bewertungen von verschiedenen Anbietern teils sehr unterschiedlich ausfallen. In diesem Beispiel kann dann jeweils ein anderer Ölkonzern der „Beste“ sein, wie Magdalena Senn ausführt. Deswegen müssen Anleger*innen denen Nachhaltigkeit ein echtes Anliegen ist, aufpassen, was genau in den Fonds oder ETFs drin ist, in die sie investieren.
„Wenn ESG drüber steht, sollte man sich nicht von grünen Versprechen einlullen lassen, sondern eine Ebene weiter schauen.“
Eine mögliche Lösung des Definitionsproblems bahnt sich auf politischer Seite an: Als Reaktion auf das Pariser Klimaabkommen der UN und die dort vereinbarten Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) formulierte die EU Ende 2019 neue Richtlinien zur Klassifizierung von Investments nach ökologischen und sozial nachhaltigen Kriterien (Taxonomie).
Wie allerdings Anfang 2022 bekannt wurde, stuft die EU Kommission aller Voraussicht nach Atomkraft und Gas unter gewissen Voraussetzungen als nachhaltig ein. Man munkelt, es hätte hier einen geheimen Deal zwischen Deutschland und Frankreich gegeben. Und als wäre das nicht widersinnig genug, gibt es nach der russischen Attacke auf die Ukraine auch noch Stimmen, die die Rüstungsindustrie als nachhaltig anerkennen wollen, weil sie einen Beitrag dazu leiste „Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa zu sichern“ (Aussage des Verteidigungsexperten des Bundesverbands der deutschen Industrie Matthias Wachter). Sollte die EU Kommission sich zu einem solchen Schritt verleiten lassen, wäre das an Absurdität nicht zu überbieten, sie würde quasi ihre eigenen Standards grün waschen. Diese Diskussionen zeigen jedoch auch, wie wichtig es ist, dass Anleger*innen sich nicht blind auf vollmundige Werbeversprechungen verlassen dürfen, sondern bei der Auswahl ihrer Geldanlage darauf achten müssen, ob diese ihrer Vorstellung von Nachhaltigkeit wirklich entsprechen.
Goldmarie Finanzen setzt daher auf Transparenz: die Kombination von Einzelaktien, basierend auf strengen und nachvollziehbaren Nachhaltigkeitskriterien. Ein weiterer Vorteil ist hier, dass das Stimmrecht des Aktionärs beim Anleger bleibt und nicht (wie bei ETFs üblich) auf den Fondsanbieter übertragen wird. Dadurch bleibt die Möglichkeit einer direkten Beeinflussung der Unternehmen erhalten und wird nicht an Anbieter mit teils undurchsichtigen politischen Agendas übertragen.