Von Caroline Löbhard, 7. Februar 2022

Was sind nachhaltige Aktien?

In Zeiten von Green-Washing sollte man sich genau informieren, was eine grüne Geldanlage verspricht. Wir erklären unsere Auslegung von Nachhaltigkeit und unsere Bewertungs- und Auswahlprozesse.

Goldmarie Finanzen stellt Aktienportfolios in einem Verfahren zusammen, das neben klassischen Investitionsindikatoren wie Ertrag und einem modernen Risikomanagement auch die Mittelverwendung als Kriterium mit einschließt. So sollen ökologisch und sozial nachhaltige Investments garantiert werden.

Auswahlprozess für die Aktienportfolios von Goldmarie Finanzen

Grundsätzlich folgt Goldmarie Finanzen dem Ausschlussprinzip -- alle Geldanlagen werden aus einem ausgewählten, geprüften Aktienuniversum zusammengestellt. Das heißt, Goldmarie Finanzen legt Kriterien fest, die ein Anlageinstrument erfüllen muss, um in ein Goldmarie Portfolio aufgenommen zu werden. Die Rating-Agentur imug rating prüft anhand dieser Kriterien, welche Firmen und Finanzinstrumente in das Anlageuniversum aufgenommen werden können. In einem innovativen Modell können Kund/innen über eine Webplattform zusätzlich eigene Präferenzen einbringen, indem sie beispielsweise Firmen ausschließen oder bestimmte Geschäftsfelder bevorzugen. Die Geldanlage wird letztendlich von einem automatisierten Entscheidungsverfahren zusammengestellt. Hierbei spielen klassische Größen wie der erwartete Ertrag oder Risikomaße eine Rolle. Zudem können beispielsweise Branchen, Geschäftsfelder oder auch Nachhaltigkeitsziele bevorzugt werden.

Grundlagen bei der Nachhaltigkeitsevaluierung

Einen Rahmen für werteorientiertes Investment bieten

Die Geschäftstätigkeit von Unternehmen wird in Bezug auf ihre ökologischen und ethisch-sozialen Auswirkungen jeweils als schädlich, unschädlich (do-no-significant-harm, DNSH) oder positiv bewertet.

Illustration der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung der UN

Taxonomie-Verordnung der EU

Seit den frühen 2000er Jahren wurden Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt und schrittweise in Berichtspflichten von Unternehmen aufgenommen. Die bisher vorgeschriebenen Daten im Bereich ESG (Ecological, Social, Governance) sind allerdings nur bedingt aussagekräftig. Die Taxonomie-Verordnung der EU von 2020 bildet eine Zäsur: Ab 2022 müssen Unternehmen, die zur nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtet sind (Par. 289b ff., 315b f. HGB), ihre Geschäftstätigkeiten hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit klassifizieren und in Bezug zu Umsatzerlösen, Investitionsausgaben und Betriebsausgaben setzen. Somit werden nichtfinanzielle Informationen erstmals zwingend mit finanziellen Informationen verknüpft. Ab 2023 soll eine analoge Berichtspflicht für ethisch-soziale Nachhaltigkeit gelten. Diese Angaben bilden die Grundlage für vorvertragliche Informationen und Berichte zu Finanzprodukten.

Eine Wirtschaftstätigkeit gilt als ökologisch-nachhaltig nach Art. 3 Taxonomie-VO, wenn sie

  • einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem Umweltziel leistet,
  • kein Umweltziel signifikant beeinträchtigt,
  • Mindeststandards bei Wirtschaft, Arbeitsorganisation und Menschenrechten erfüllt sind.

Die Umweltziele sind nach Art. 9 Taxonomie-VO

  1. Klimaschutz;
  2. Anpassung an den Klimawandel;
  3. die nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen;
  4. der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft;
  5. Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung;
  6. der Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme.

Die Bewertungskriterien zu den Umweltzielen werden in einem delegierten Rechtsakt weiter konkretisiert.

Illustration zur EU-Taxonomie

Grenzen der EU-Taxonomie

Die Taxonomie-Verordnung wird unter Entwicklungs- und Umweltexperten begrüßt, da Unternehmensdaten deutlich aussagekräftiger und vergleichbarer werden. Nichtsdestotrotz reichen die Berichtsdaten der EU-Taxonomie-Verordnung für eine strenge Nachhaltigkeitsbewertung nicht aus:
  • Eine Verordnung zu sozial-ethischer Nachhaltigkeit wurde noch nicht verabschiedet.
  • Bei der genauen Ausgestaltung der ökologischen Nachhaltigkeitsbedingungen gibt es aktuell noch einige Differenzen, der entsprechende delegierte Rechtsakt wurde noch nicht verabschiedet.
  • Für eine zuverlässige Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen sind neben den eigenen, internen Berichtsdaten immer auch Einschätzungen externer, neutraler Gutachter*innen nötig.
  • Die Berichtspflichten gelten nur für große Unternehmen ab 500 Mitarbeitern. Es ist aktuell schwer einzuschätzen, wieviele junge, ökologisch-sozial ausgerichtete Unternehmen mit Innovationskraft und Wachstumspotential freiwillig Berichtsdaten verfügbar machen.

Ausschlusskriterien von Goldmarie Finanzen

Im Rahmen eines Controversial Activities Screening (CAS) evaluiert imug rating Geschäftsaktivitäten, die ethische, soziale oder ökologische Ziele beeinträchtigen. Die folgenden Aktivitäten führen zum Ausschluss aus allen Geldanlagen von Goldmarie Finanzen.

Animal welfare

  • x Production of cosmetic products tested on animals - Manufacturers
  • 3Rs Responsible animal testing for medical purposes only acceptable with adoption of Reduce, Refine and Replace policy
  • x Production or sale of fur products
  • x Intensive farming operations

Chemicals of concern

  • x Production of restricted chemicals
  • x Manufacturers

Civilian firearms

  • 5 Production or sale of civilian firearms acceptable if less than 5%

Coal

  • x Thermal coal mining
  • 10 Coal-fuelled power generation acceptable if less than 10%

Fossil Fuels Industry

  • x Fossil fuels industry - Upstream
  • 10 Fossil fuels industry - Midstream acceptable if less than 10%

Gambling

  • 5 Gambling operations or products acceptable if less than 5%

Military

  • 5 Military sales acceptable if less than 5%
  • x Controversial weapons
  • x Financing of cluster munitions or anti-personnel landmines

Nuclear power

  • 5 Turnover from nuclear power acceptable if less than 5%
  • x Uranium mining

Pornography

  • 3 Pornography and adult entertainment services acceptable if less than 3%

Unconventional oil and gas Involvement

  • x Tar sands and oil shale extraction or services
  • x Offshore arctic drilling
  • x Hydraulic fracturing

Tobacco

  • x Production of tobacco
  • x Production of e-cigarettes

Norm-basiertes Screening

Zusätzlich führt imug rating ein Norm-basiertes Screening durch, um Verletzungen des United Nations Global Compact zu detektieren. Eine schwere Verletzung der untenstehenden Normen führt zum Ausschluss.

Human Rights

  • v Fundamental Human Rights

Labour Rights

  • v Fundamental Labour Rights
  • v Non Discrimination
  • v Child and Forced Labour
  • v Social Standards in the Supply Chain

Environment

  • v Environment
  • v Environmental Standards in the Supply Chain

Corruption

  • v Social Standards in the Supply Chain
UN Global Compact Logo

Optionale Ausschlusskriterien für individuelle Entscheidungen

Bei vielen Geschäftsaktivitäten herrscht ein breiter gesellschaftlicher Konsens, ob diese sozial und ökologisch sind. Bei anderen ist das nicht so eindeutig. Bei den unten aufgelisteten Geschäftsfeldern können unsere Kund*innen selbst entscheiden, ob (und ab welcher Schwelle) sie zum Ausschluss aus ihrer persönlichen Geldanlage führen soll.

Alcohol

  • ? Production of alcoholic beverages

Animal welfare

  • ? Manufacturers of non-cosmetic products tested on animals
  • ? Distributors of non-cosmetic products tested on animals

Cannabis

  • ? Production of cannabis

Genetic Engineering

  • ? Production of GMOs for human consumption

Human Embryonic Stem Cells

  • ? Research on human embryonic stem cells

Schwerpunkthemen für individuelle Zielsetzungen

Imug rating stellt Informationen über positive Beiträge von Unternehmen in den unten genannten Themengebieten zur Verfügung. Unsere Kund*innen können eines oder mehrere dieser Themen zu ihrem Anlageschwerpunkt machen und bekommen dann bevorzugt entsprechende Positionen in unserem Anlagevorschlag. Auch ein niedriger CO2-Fußabdruck kann zur Bedingung oder zum Kriterium bei der Portfolio-Auswahl werden.

Access to Information

  • + Access to ICT
  • + Data service provider

Capacity Building

  • + Access to education
  • + Educational materials

Energy & Climate Change

  • + Access to energy
  • + Afforestation

Food & Nutrition

  • + Basic/Fresh food
  • + Early life food

Health

  • + Animal pharmaceuticals
  • + Healthcare materials

Infrastructure

  • + Affordable housing
  • + Infrastructure to withstand disasters

Responsible Finance

  • + Access to banking
  • + Access to insurance

Water & Sanitation

  • + Access to water
  • + Rainwater harvesting

Protection of Ecosystems

  • + Bio-based chemicals
  • + Contaminated site rehabilitation

 

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